In irgendeine Richtung halt. Hinter maroden Bürgersteigen – hier sahen wir auch die erste Kuh in Mumbai – sind edle Geschäfte mit wirklich guten Sachen, sei es Spielzeug, Schmuck aus echtem Gold, Taschen, Koffer, Kleidung…. Lydia kaufte sich einen indischen Geldbeutel, der gar nicht indisch aussieht, sondern so wie ein Markengeldbeutel in einem Leder- und Taschengeschäft eben aussieht. Geduldig wurden ihr verschiedene Modelle vorgelegt, auf dem Tisch verschoben und nach Gefallen bzw. Nichtgefallen sortiert, bis sie sich endlich entschieden hatte. Und glücklich und strahlend wieder mit mir auf die Straße ging. Schnell noch mal 100 Euro in einer American Express Stelle gewechselt, wir wollten ja richtig shoppen. Und weiter liefen wir, wieder mal verstärkte sich in mir der Verdacht, dass wir in die falsche Richtung losgegangen sein mussten. Fast jeder Kanaldeckel stand offen (wenn man nicht hinsieht besteht durchaus die Möglichkeit dort hineinzufallen) und auf dem Gehweg saß eine Frau, die wohl zu erschöpft war um zu betteln. Eine Tochter war bei ihr, so geschätzte 10 Jahre, die hatte ein kleines Baby unter ihrem Sari und stand einfach am Straßenrand und schaute vor sich hin. Der Zwilling davon lag im Arm der Frau. Und daneben robbte ein völlig nacktes Kleinkind über den Gehweg, 10 cm daneben konnte man sehen, dass seine Verdauung funktionierte…. So ein Elend habe ich in den 8 Tagen nur in Bandra gesehen – natürlich mag es das auch noch anderswo geben, aber hier konnte man es gar nicht übersehen. Endlich sahen wir eine teuer europäisch gekleidete Inderin, die musste ja wissen wo man hier richtig einkaufen kann, „Shoppers Stop“ sollte so ein Kaufhaus heissen laut Bandra Girl. Natürlich, gerne, und wohin zeigte sie? In die Richtung aus der wir kamen. Also wieder eine Rikscha angehalten. Leider leider zählte der Rikscha-Fahrer nicht zu den teuer europäisch gekleideten Indern, und er wusste gar nicht wo dieses Kaufhaus ist. Wir versuchten es mit „Cafe?“ und tatsächlich, er ließ uns vor dem „Gelato Italiano“ aussteigen. Da gibt es nicht nur Kaffee oder Eis, sondern auch richtig was zu essen, ich bestellte Aloo Paratha, das ist ein Pfannkuchen mit einer Füllung aus gekochten Kartoffelscheiben und Spinat, der reichte locker für uns beide und war echt lecker.
30 Meter weiter sahen wir dann den „Shoppers Stop“. Nach der Taschenkontrolle durften wir also hinein. Ein richtiges kleines Kaufhaus, in dem es alles gibt, Schuhe, Kleider für jeden, Spielsachen, Stoffe, Haushaltsgegenstände, Kerzen, Räucherwerk usw., nur keine DVDs. Diese Planet M Filiale muß wohl mittlerweile aufgelöst worden sein. Wir fingen in der Spielwarenabteilung an, und Lydia verliebte sich eine Barbiepuppe, die einen Sari trägt, einen Punkt auf der Stirn und glänzend schwarze Haare hat – verständlich. Und für die armen Jungs die zu Hause bleiben mussten konnte ich hier wirklich coole Langarmshirts kaufen, die auch total „unindisch“ aussehen und deshalb begeistert angenommen wurden, als wir wieder daheim waren. Madam natürlich kam auch nicht zu kurz, nur ich wollte nicht. Mir war das einfach zu viel und zu bunt, was da hing, ich hatte gar keine Lust für mich nach so einer schönen lockeren Hose zu suchen. Ob in diesem Kaufhaus auch mal die Filmdiven oder die Gattinnen der Stars einkaufen?
Mit der Rikscha ging es dann zurück zum Bahnhof, an den Kreuzungen durften wir wieder Almosen geben, und nun mussten wir die Rückfahrkarte kaufen. Offensichtlich hatten wir jetzt eher eine Stoßzeit erwischt, die Warteschlangen waren lang. Vorne, unter einem Schalter, saß ein Bettler mit seinem Bündel, mit schwachem Blick und gebeugtem Rücken hielt er die Hände auf – bis die Polizei vor ihm stand. Da wurde sein Rücken gerade, der Blick fest, und schleunigst verschwand er mitsamt seinem Bündel *so was* Wir fanden den richtigen Bahnsteig und darauf die Stelle wo der Wagen der ersten Klasse hält, erkenntlich an den gestreiften Betonsäulen (die anderen Säulen sind einfach grau). Wir konnten dann auch bequem stehen, es waren genug Möglichkeiten zum Festhalten da. Ein Mann bot uns seinen Platz an, aber Frau hat ja ihren Stolz. Nun bot er ihn nochmal meiner Tochter an, und da haben wir aufgegeben. Sehr freundlich von dem Mann, der sicher den ganzen Tag hart gearbeitet hatte. Kurz vor der Endstation standen dann alle auf, wir eben auch. Ein Herr bedeutete uns, nur ja an der Seite stehen zu bleiben, der Zug fuhr langsamer werdend in den Bahnhof – und plötzlich trampelten so 15 Männer in den Zug, sie sprangen regelrecht hinein, hätten uns fast umgerannt und stürzten sich auf die Sitzplätze. Dann hielt der Zug….. *Männer sind eben manchmal wie Kinder*
Und nun kommt die Story von meinem zweiten „Reinfall“…. Oft hatte ich im Vorfeld gelesen, dass man den Kindern, wenn sie betteln, kein Geld geben soll weil sie das sowieso abliefern müssten, lieber etwas zu Essen kaufen und das dann geben. Ein nettes kleines Mädchen „hello, my name is Sangita“ und ein älteres Mädchen sprachen uns an am SP Mukherji Chowk (Regal Circle), von dem man in den Colaba Causeway kommt und wo das Regal Cinema steht. Nein, sie wollten auch kein Geld, lieber sollten wir etwas Reis kaufen. Na gut, ab in den Supermarkt. Etwas Reis….. o.k., es standen am Ende 4 Artikel auf dem Band an der Kasse: 1 Sack Basmati Reis von 5 kg, ein zweiter (der war dann aber umsonst vom Supermarkt), 1 Riesenplastikflasche Speiseöl (sieht aus wie bei uns die Packung vom Weichspüler) und eine große Dose Ziegenmilch. 26 Euro. Ich zahlte – ja, so bin ich halt – und rede mir seither ein dass ich entweder eine Großfamilie oder eine ganze Bettlergruppe für Monate vor dem Hungerstod bewahrt habe *Heiligenschein* Ab diesem Erlebnis allerdings hatten die Frauen (und auch mal Männer) mit ihren Babies auf dem Arm „milk for my baby“ wirklich nur noch die Chance, eventuell ein paar Münzen zu bekommen. Eine versuchte es an einem anderen Tag übrigens mit folgendem Trick: sie möchte sich Milchpulver für ihren wirklich winzigen Säugling kaufen, könne aber nicht in den Laden weil sie barfuß sei…. Ich hatte an diesem Tag schon so viele blonde Menschen in Colaba gesehen, dass ich ihr gesagt habe, sie möchte bitte jemanden anderen fragen, und sie dann stehen lassen habe – keine 2 Sekunden später konnte sie meinen Rat befolgen….
Wir erholten uns kurz im Hotelzimmer, dann ging es zum Essen Richtung Cafe Leopold. Auf dem Weg habe ich mich zu einem schönen Wolltuch überreden lassen und Räucherstäbchen mit der Duftnote Nag Champa gekauft (die mag ich am liebsten). Und genau vor dem Eingang zum Cafe Leopold zog mich meine Tochter am Ärmel „Mama, der Rahul ist wieder da“ – ach ja, der junge Mann mit seinen Schuhputzer-Träumen, der sich ja gar nicht mehr bei mir gemeldet hatte. „Hi, Mami“ begrüßte er mich, und erzählte er hätte mich bestimmt schon 10 mal versucht anzurufen (überall versteckt gibt es Telefone, wo man für 1 Rupie telefonieren kann) aber mit der Telefonnummer die ich ihm gegeben hätte würde etwas nicht stimmen. So? Ja, da weiß ich auch nicht weiter, ich kann ihm die Nummer nur so geben wie ich sie vom Telefonkartenverkäufer bekommen habe…. Mit großen Augen sah er mich an, ich verabschiedete mich und wir beendeten den Tag mit den fürsorglichen Kellnern im Leopold. Nicht allzu lange, denn wer weiß, wann uns Mangesh am nächsten Tag anrufen würde, um uns abzuholen…..
Im Hotel stellte ich dann fest, dass mir während des Abendessens das Handy ausgegangen war. Ich schaltete es natürlich sofort wieder an, und da hatte ich eine SMS von Mangesh: Hi, Mangesh here, tomorrow shooting starts at 14:00… Will come to you around 13:30…regards Ich beeilte mich, zu antworten: Thank you we are really happy – sorry my mobile got off. Best Regards, Ruth
Ruth, was habe ich dir von den Bettlern erzählt...speziell die Frauen mit kleinen Kindern? Hast du mir nicht zugehört? 1Sauer Aber du hast ja was für die Konjunktur in Indien getan.....das ist immerhin lobenswert. 1genau
Nachdem wir wirklich sehr zufrieden waren mit dem Room Service, der jeden zweiten Tag den Boden wischte, jeden Tag unser Zimmer mit frischen Handtüchern, Klopapier und Trinkgläsern sowie völlig frisch bezogenen Betten gemütlich und angenehm machte, gab ich den zwei Männer je 50 Rupien, und auch dem Liftmann von der Morgenschicht, der uns jeden Tag unter dem Türschlitz ein Zeitungspäckchen durchschob, bestehend aus der Times of India, der Times of Bombay und dem Mumbai Mirror. Es war schon irgendwie toll, diese Zeitungen als echte Papierausgabe durchzublättern!
Nach dem Frühstück hatten wir noch viel Zeit, deshalb beschlossen Lydia und ich, mal auf dem Colaba Market vorbeizuschauen. Der war genau entgegengesetzt von der Händlermeile auf dem Causeway. Auf diesem Markt kauft die Bevölkerung ein, Gemüse und Obst und Reis und Nüsse, Kleider, Schuhe, Armreifen – einfach alles. Hier erstanden wir dann Armreifen, Lydia ein 12er Set in Regenbogenfarben für 20 Rupien, also 40 Cent (auf dem Colaba Causeway zahlten wir nach ausgiebigem Feilschen für 15 Glasarmreifen 200 Rupien) und ich bekam welche aus Metall für 180 Rupien, solche wie sie auch die Frauen dort tragen. Zudem erwarb ich zwei Saristoffe für je 3 Euro, allerdings nicht diese hübschen hellblauen oder schillernden, sondern eher so in Brauntönen gehaltene Stoffe, die ich mal als Dekoration für unser Wohnzimmer verwenden möchte.
Nach einer dreiviertel Stunde waren wir wieder im Hotel. Ich hatte ja schon erwähnt, dass ich recht schnell und sehr viel schwitze, aber dass ich nach dieser kurzen Zeit ein völlig nasses T-Shirt trug, fand ich dann nicht mehr lustig. Ich beschloss, es mal mit diesem Pulver zu versuchen, mit dem man den Mineralhaushalt des Körpers bei Durchfall wieder auffüllen kann, und nachdem mir diese normalerweise ekelhafte Brühe wirklich lecker vorkam, scheint das richtig gewesen zu sein. Mittlerweile stellte sich bei mir auch ein eiliger Drang zum Toilettenbesuch ein, weil ich aber wirklich nichts Seltsames gegessen hatte und mich auch völlig fit fühlte, schiebe ich das auch auf die Hitze – zumal mir eine kleine Tablette dann auch half (einen Tag später habe ich entdeckt, dass ich nicht das Immodium sondern eine Aspirinkapsel verwendet hatte *grins*)
Immer noch genug Zeit bis Mangesh kommen sollte… wir orderten Reis mit Erbsen aufs Zimmer. War auch sehr schmackhaft und Lydia übte eifrig mit ihren Nadeln, nachdem sie am Vormittag noch bei einem weiteren Nadelverkäufer ein komplettes Set mit Stickrahmen und Stoff gekauft hatte. Dann klingelte mein Handy, und Mangesh war dran, er würde im Verkehr doch länger brauchen und hoffe, dass wir schon gegessen hätten? Er würde sich wieder melden, wenn er am Hotel sei. 30 Minuten später rief er noch mal an, er sei immer noch nicht da. Aber bald käme er, nur noch 30 Minuten… ich sagte, dass wir in der Eingangshalle warten würden, und dort war es auch schön kühl. Immer wieder fuhr ein Taxi vor, das Hotel Godwin ist wirklich ein gut besuchtes Hotel. Schließlich kam wieder ein Taxi, der Fahrer blieb sitzen und ein hübscher, nett aussehender junger Mann kam freundlich grinsend ins Hotel und steuerte sofort auf uns zu. Ich stand auf „hi, you are Mangesh?“ „hi Ruth!“ Endlich!!!!
Foto von Mangesh hier (auf dem Filmset - es ist nur ein Bild) http://www.cig.canon-europe.com/a?i=DvmaXyETLC (ob es wirklich peinlich ist, wenn ich erwähne, dass ich mir Mangesh bis dahin als etwa 50jährigen, leicht gebeugt gehenden, hageren Mann vorgestellt hatte?)
Die Fahrt zu den Yashraj Studios dauerte zwei Stunden. Mangesh muß also insgesamt so an die 4 Stunden im – natürlich klimatisierten - Auto gesessen haben, obwohl er während der Arbeitszeit normalerweise nie länger als eine Stunde von Ajay sich entfernt, so sagte er. Er ist sozusagen Ajays rechte Hand, zuständig für PR, Termine, Telefonate, Kontakte usw., er muß viel reisen und organisieren, aber nichts Technisches. Er sagte uns nochmal, dass Ajay sich gedacht habe, es sei für uns langweilig im Büro, und es würde uns sicher gut gefallen wenn wir uns auf einem Filmset träfen. Kajol sei leider nicht da, weil heute weder ein Werbespot noch etwas für die Homeproduction gedreht würde, sondern der Titelsong zu „Sunday“. Lydia entwich ein „oooohhh“ und Mangesh grinste. Ich sagte ihm dass die Fans von Kajol, überwiegend junge Mädchen, eine ordentliche Anzahl von Seiten in unserem Forum füllen würden. Während der Taxifahrt erzählte uns Mangesh einiges, zeigte uns Sehenswürdigkeiten und verschiedene Häuser von Filmstars an denen wir vorbeifuhren, erwähnte daß Lata seine frühere Chefin gewesen sei und erklärte uns, daß Ajay den Medienrummel ziemlich meide, weil er sich nicht zu einer Marionette machen lassen wolle, wie - kleine Pause - einige andere. Auf meine Frage, ob Ajay denn ohne Bodyguards ausgehen könne, lachte er herzlich und sagte, ja, Ajay versuche so normal wie möglich zu leben, allerdings würde er selbst und einige andere "enge Freunde" fast ununterbrochen um ihn herum sein. Ajays Forum sei auch sehr verbesserungswürdig, aber momentan habe er keine Zeit sich darum zu kümmern, er hoffe, daß er dann ab Februar nächstes Jahr mehr Zeit habe und dann die Sache selbst in die Hände nehmen könne. Ich wagte es, ihn zu fragen, ob er sich mal die Seite von Aamir Khan angesehen habe, und er sagte dann, so ewas Ähnliches hätte er sich auch ausgedacht, die ganze Sache müsse auf einen anderen Anbieter umgelegt werden. Er halte das für sehr wichtig, weil es mittlerweile eine Imagefrage sei. Außerdem waren wir uns einig in der Ansicht, dass die professionellen Reviewschreiber momentan den Trend verfolgen würden, eine gute Review sei nur dann gut, wenn sie den Film ordentlich runtermacht. Er würde nicht viel Wert auf solche Reviews legen…. Einmal ließ er das Taxi anhalten und kaufte ein paar Snacks – Red Bull für sich, Wasser und ein Bounty und ein Sniggers für uns (seine Lieblingsschokoladen). Wir unterhielten uns auch über persönlichere Dinge, er erzählte ein bisschen von sich und wollte wissen, warum ich nach Indien gekommen bin, wie ich meine Abende verbringe und empfahl mir dann, mal das Buch „Shantaram“ zu lesen. Es handelt sich wohl um einen jungen Mann, der voller Hoffnungen und Träume nach Bombay kommt und dann einen langen und harten Weg zurücklegen muß, auf der Straße lebt, der Mafia begegnet usw. – es zeige Mumbai wie es viele selbst erlebt hätten, deshalb gefiele ihm das Buch so gut. (Leider konnte ich keine deutsche Ausgabe im Internet finden, deshalb denke ich mir, dass ich mich wohl oder übel durch die englische Ausgabe durcharbeiten muß.) Dann meinte er, momentan würden wir die gefürchtete Oktoberhitze erleben, die einem noch heißer vorkäme als der Sommer, und jeder sähe zu, dass er sich nur in klimatisierten Räumen aufhalten würde. Aha. Schließlich kamen wir an einem Haus vorbei, von dem Mangesh sagte, das sei Bachchans alte Villa, sie wohnen jetzt wohl in einer anderen Villa, ein Stück dahinter sei Ajays Haus, und Ajay sei sehr gut bekannt mit Bachchans, wo Abishek heute sei, da habe er vieles Ajay zu verdanken (nein, ich habe nicht nachgebohrt). Wer alle Stars mal sehen will, der solle sich zwei Tage in Juhu im Marriott einquartieren, da gingen die ein und aus und hätten ihre Meetings.
Und endlich bogen wir in eine holprige Straße ein, sah eher aus wie ein Feldweg, und standen vor einem großen Eisentor, Mangesh diskutierte mit den Pförtnern, fragte nach der Halle in der Ajay war und wir fuhren aufs Gelände, ein ganzes Stück und vorbei an verschiedenen Gebäuden und Hallen. Aussteigen…..
Dann standen wir also gegen 16 Uhr auf dem Set, es war übrigens geplant dass mindestens bis 2 Uhr morgens gedreht werden sollte, und Mangesh holte Ajay zu uns, wir tauschten höfliche Begrüssungsworte aus (zumindest habe ich versucht, mich auf Englisch einigermaßen verständlich auszudrücken). Was haben wir geredet? Er hat meine Tochter gefragt wie sie heißt, und mich, warum ich nach Indien gekommen bin. Da hab ich eben rumgestottert, daß ich als kleines Mädchen Fotos von indischen Mädchen gesehen habe und seitdem gerne mal hingereist wäre, aber früher ging das eben nicht so ohne weiteres. Heutzutage sei es ziemlich einfach. „Yes, today it’s easy“, hat er mir bestätigt. Tja, dann wünschte er uns viel Spaß... Wie ist Ajay - schlank, er ist wirklich gutaussehend, hat ein fein geschnittenes Gesicht. Uns gegenüber wirkte er leicht amüsiert (naja, ich kanns ihm nicht verdenken), aber seine Augen waren ehrlich freundlich. Ich habe ihm die Tüte mit unseren Mitbringseln und Eurer Post gezeigt und ihm gesagt, daß da auch ein erklärender Brief dabei läge. Sein Assistent hat diese Tüte dann auch direkt in Ajays Auto auf den Fahrersitz gestellt. Dann knipste Mangesh zwei Fotos von uns mit Ajay. Mehr war nicht erlaubt, sie sind da sehr streng bzgl. Fotos von Sets, Mangesh meinte, wenn jemand sich darüber hinwegsetzen würde dann würde er ihn verprügeln und die Kamera zerstören... Mangesh hat sich dann die drei Bilder von meiner Kamera auf sein Laptop runtergeladen (dabei hat er auch meine anderen Urlaubsfotos sehen können, alleine 10 mit den Papageien vor unserem Fenster) Die meiste Zeit war Ajay irgendwo anders, er hatte eben nur drei Szenen in den 4 Stunden. Teilweise wieder mal mit Sonnenbrille. Da mußte er cool rumstehen vor einigen polnischen etc. leichtbekleideten Tänzerinnen, eine spezielle Handbewegung zum Song machen und den Text mitsprechen - wofür er etliche Retakes brauchte wegen Versprechern - und sich mal umdrehen und so... Textzeile war (ließ sich gut merken) tik tak tik tak... und dann geht es eben darum, was man an einem Sonntag so machen kann. Später hat er dann gescherzt und gealbert, vor allem mit Arshad Warsi. Der mußte nach jedem Take zum Friseur, denn seine Haare die so schulterlang sind sollten unten frech abstehen, und so mußte er sich ständig der Prozedur mit dem Lockenstab unterziehen. Ajay benutzte nur ab und zu ein Tüchlein um sein Gesicht schön sauber aussehen zu lassen. Im Studio war es übrigens saukalt (gemessen an den 35 Grad draussen). Wie gesagt, 4 Stunden durften wir dort bleiben (dabei sind ca. 1 Min. 30 Sek. vom Song entstanden), wir bekamen Tee, ein Sandwich und Stühle angeboten, die jemand anderes dann sofort wieder weggetragen hat sobald man sich erhoben hatte, und wir durften in der VIP Kantine Abend essen. Wir sollten uns wie ein Teil des Ganzen fühlen, meinte Mangesh. Wir haben auch etliche andere gesehen, den Regisseur (den, der auch Golmaal gemacht hat), den Choreograf (oh, wie war sein Name doch gleich - ein ziemlich berühmter Choreograf mit einer unglaublichen Körperfülle), diverse Schauspieler und Schauspielerinnen, überwiegend ziemlich junge. Auf dem Set war es unglaublich laut und belebt, die Musik dröhnte, die Beleuchtung wurde mal hier mal dahin gestellt, eine Menge Arbeiter waren mit den nächsten Kulissen beschäftigt, das heisst, sie sägten und bohrten und malten...
Und als Lydia am Schluß, als wir fahren wollten, mit ihrem Notizbuch sich Ajay näherte, nahm er die Zigarette aus dem Mund, blieb hinter dem Dingens stehen (so ein Klotz in Barhöhe) wo er für den Song stehen mußte und fragte, ob wir gehen würden. Zum Abschied hab ich ihm dann nochmal meine Hand aufgedrängt zum Schütteln, da hat er eben noch mal geschüttelt und ich hab mich brav bedankt und ihm "all the best" gewünscht, und er sah dann ganz erstaunt aus und rief mir nach "thank you so much"
Schliesslich fuhr uns das Taxi wieder zurück. Das gleiche, mit dem wir hergekommen waren, Mangesh hatte den Fahrer warten lassen und nachher auch aufs Set und in die Kantine eingeladen. Es erschien ihm für uns das Sicherste zu sein, da er den Fahrer ja nun kannte. Autogramme gab es da keine, denn Mangesh meinte, dafür lägen Fotos im Büro, und sagte, er würde Ajay ein paar Autogramme für Euch entlocken, wir könnten die dann abholen. Leider mußten Ajay und Mangesh dann überraschend nach Kalkutta und kamen erst zurück als wir bereits auf dem Rückflug waren. Nun kann ich Euch gar nichts versprechen, denn ich kann nicht garantieren, daß er mir die Autogramme hierher nachschickt.
Die Rückfahrt ging recht flott, denn nun war auf den Straßen wieder weniger Verkehr. Ich habe Mangesh noch eine SMS geschickt, damit er wusste, dass wir auch gut wieder zurück gekommen waren: Hi Mangesh! Sab thiik hai :-) Thank you so much! Warm Regards, Ruth and Lydia
Was soll ich sagen - die Zeit, die wir dort waren, verging wie im Flug, uns kam es alles so unwirklich vor, wie ein Traum.... Dazu die vielen Eindrücke, die im Laufe der wenigen Tage unseres Urlaubs auf uns einstürmten.... Aber wir mußten als Gegenleistung dem guten Mangesh versprechen, daß wir in die Foren auch reinschreiben, wie großzügig Ajay uns gegenüber war, weil das sicherlich gut für sein Image sei - was ich immer wieder und auch jetzt sehr gerne getan habe!
Die Erinnerungen sind ja noch ganz frisch, und ich bin immer noch nicht richtig hier angekommen - da fällt mir beim Schreiben immer noch so vieles ein, deshalb wird es offensichtlich manchmal etwas lang... Nun ist das Highlight raus, das, was für Euch sicher am interessantesten war... Übrigens habe ich mit dem Buch heute angefangen, während ich den Musikunterricht zweier unserer Kinder abgewartet habe, und bin schon auf Seite 33. Toll, der Typ kommt aus dem Ausland und am Mumbaier Flughafen an und ihm fallen die gleichen Dinge auf wie mir - und dann nimmt er sich auch noch ein Zimmer in Colaba, fragt nach dem Leopold.... nur Betelblätter habe ich nicht gekaut so wie er, und deswegen auch keine roten Flecken auf der Kleidung gehabt 1lustig18
Sonntag. Wir ließen es mal ruhiger angehen. Kurz vor Mittag gingen wir aus dem Hotel und den Colaba Causeway entlang. Mittlerweile wurden wir auch kaum noch angesprochen von den Händlern, die meisten sagten nur noch „hello Ma’am“ oder „how are you?“ auch mal „good morning“ und wir grüßten auch und fanden es einfach schön. Bei „unserem“ Bücherstand hielten wir an, der Herr dort hatte mir nämlich vor 3 Tagen versprochen, zwei bestimmte Bücher für meine Freundin zu beschaffen. Nun lächelte er uns an, seit gestern habe er die Bücher schon, aber wir wären gar nicht vorbei gekommen! Na gut, ich zeigte ihm die Fotos vom Vortag auf meiner Digicam, da wurde er ganz leise und meinte, was für ein Glück wir hätten, so was erreichen nur Ausländer, ein Inder würde so etwas nie erleben…. Ich sagte ihm dann, dass ich eben schon mal ein Interview gemacht hätte mit der midday Zeitung, deswegen hätte ich halt das große Glück gehabt, Ajay persönlich sehen zu können. Und dann widmeten wir uns dem Geschäft – Shantaram, den Buchtipp von Mangesh, hatte er auch da, als preiswerten indischen Nachdruck (in Englisch, nicht in Hindi!), und wir schleppten die Bücher gleich ins Hotelzimmer.
Dann gings wieder raus, am Buchhändler vorbei – Grinsen und Winken – und dann ließen wir uns auch mal wieder segnen, die Prozedur ist ja mittlerweile bekannt *grins* Ganz neu entdeckten wir auf einem Sonntags offensichtlich freien Platz eine Reihe von Postern und Postkarten, darunter auch Karten mit Ajay und Sanjay Dutt. Lydia deckte sich des weiteren ein mit Kalendern von 2007 und Starfotos (die indischen Kinder haben aber oft und lang Ferien!) und Aufklebern und einem Poster von Ajay und Kajol für ihre Freundinnen.
Dann wanderten wir gemächlich auf bereits vertrauten Pfaden Richtung Nariman Point und Marine Drive, denn dort in der Nähe ist ein modernes, großes Multiplex-Kino, das Inox. Wie bei uns. Es gibt dort auch indische Snacks und Muffins, wir entschieden uns aber ganz pragmatisch für Popcorn und Mineralwasser und nahmen unsere Plätze ein. Laaga Chunari Mein Daag wollten wir ansehen. Natürlich ohne Untertitel. Aber wie es einem oft bei einem guten Hindifilm mit guten Schauspielern geht, vor allem bei den moderneren mit einem großen Anteil an englischen Dialogen, verstanden wir unserer Meinung nach durchaus worum es geht und wir finden den Film sehr sehr schön und gut. Er hat auch etliche humorvolle Szenen – ich sag nur, es gibt da jemanden, wie der seinen Burger isst *wah* - und natürlich auch viel fürs Herz, ja. Und man konnte teilweise Mumbais Straßen so sehen, wie es wirklich ist. Das fanden wir auch ziemlich toll!
Anschließend wollten wir uns gemütlich am Marine Drive auf die Mauer am Meer setzen und Postkarten schreiben, aber natürlich wurden wir wieder mal in ein Gespräch verwickelt. Schuld war ich, denn unser Postkartenbuch bestand aus Vorder- und Rückseite mit dazwischen getackerten Postkarten. Diese Tackerklammen wollte ich lösen, weil ich dann die Karten nicht zerreißen brauchte, und dafür nahm ich mein Taschenmesser. Das steht fest und klappt nicht ein wenn man es benutzt – aber danach leider auch nicht mehr *schwitz* Nun saßen da zwei Herren einen Meter weiter auf der Mauer und begutachteten Hausprospekte, die bat ich um Hilfe, und rasch war das Problem erkannt und das Messer wieder bereit zum Verstauen in der Tasche. Der Herr stellte sich vor, er sei ein „builder“, aber eher für „small buildings“, sei schon mal zwei Jahre in der Slowakei gewesen und nächstes Jahr wolle er nach Südafrika, da habe er eine Tante. Sein Kumpel sei mitgefahren, denn er sei mit dem Motorrad hier – er wies auf eine Honda am Straßenrand und seinen Helm – denn nach Mumbai käme er überhaupt nur mit dem Motorrad, da dauere eine Fahrt nämlich nur 45 Minuten und mit dem Auto über zwei Stunden. Jawoll. Und einen Führerschein habe er auch, aber nur fürs Auto, mit dem Motorrad sei er seit sechs Jahren ohne Lizenz unterwegs. Für so was habe er keine Zeit, er müsse ja schließlich arbeiten! Lieber habe er immer mal 20 oder 50 Rupien bei sich. So so! Dann hielt er mir einen der Prospekte unter die Nase, darauf sah man genau die Gebäude, auf die wir tatsächlich von unserem Sitzplatz aus sahen (z.B. die Oberroi-Türme), nur daß auf dem Prospekt mehrere der oberen Stockwerke in hellen Flammen standen. Zwischendurch fachsimpelte er über die mutmaßlichen Preise der vorbeifahrenden Autos – so eins wie dieses da könne sich nur ein ganz, ganz reicher Mann leisten… Und dann kam endlich mal der Hinweis auf Hitler. Ich gab mir alle Mühe ihm zu erklären, dass man sich als Deutscher eigentlich nicht besonders darüber freut, wenn man immer mit diesem Mann in Verbindung gebracht wird, weil es eher eine schwarze Zeit für uns sei wegen dem vielen Bösen was der getan und angezettelt hat.
Ein kleiner Junge kam angerannt, und hielt uns gleich wortlos und gekonnt seine offene Hand hin …. Zeit für einen Lolli, dachten wir. Glücklicherweise konnte ich auf Hindi wenigstens sagen „iß das“ und er lutschte am Papier – um ihm klarzumachen, dass das weg muß, genügte dann die Zeichensprache. Nun hatte er noch Durst – „pani!“ und wir gaben ihm unsere allerdings halb leere Wasserflasche. Noch im Weggehen fing er gleich an daraus zu trinken.
Um kurz nach 6 Uhr abends war es wie immer recht plötzlich dunkel, und wir packten unser Zeug zusammen und machten uns auf den Rückweg. Wieder ein gemütlicher Ausklang im Cafe Leopold, was haben wir denn da eigentlich so verzehrt? Mal Fish and Chips, mal Aloo Paratha, mal Hähnchen Kebab Spieße oder Curry Reis, auch mal ein kleines Eis (lecker) und dazu natürlich bottled water, Masala Tea (Chai) oder auch ganz fein, Lemon Soda sweet (nicht sweet ist es so sauer dass man es kaum trinken kann, sweet ist es erfrischend sauer). Abends im Hotelzimmer gönnten wir uns mal ein bisschen Fernsehen und natürlich wie immer eine ausgiebige Dusche und mussten wieder besonders die Füße und Unterschenkel schrubben. Wir hatten uns wirklich gut ausgeruht an diesem Tag, was ganz gut war, denn am nächsten Tag wollten wir wieder eine schöne Strecke zu Fuß durch Südmumbai laufen.
Morgens nach der Vorstellung der Papageien an unserem Fenster und dem leckeren Frühstück schrieben wir erst mal unsere Postkarten. Und dann machten wir uns auf dem Weg zum Zentralpostamt Mumbais, das gleich neben dem berühmten Bahnhof für die Fernzüge ist, früher hieß der Bahnhof „Victoria Station“ und heute: Chhatrapati Shivaji Terminus *Zunge abbrech* - und laut Bandra Girl sollte es gegenüber des Bahnhofs im Gebäude der Times of India auch einen Planet M geben. Wir wollten doch so gern mal ein paar DVDs kaufen. Die Straßenhändler haben zwar auch eine gute Auswahl, aber wir haben nie DVDs mit Untertiteln bei ihnen gesehen.
Diesmal wollten wir den Regal Circle mit den professionellen Bettlerinnen mal vermeiden und bogen schon vorher in eine Seitenstraße ab. Vor uns ging eine Inderin mit zwei kleinen Kindern, die offensichtlich gerade vom Kindergarten abgeholt worden waren. Das eine Kind führte stolz vor, dass es schon bis 11 in Englisch zählen konnte. Wir gingen rasch an den Dreien vorbei, nur um natürlich an der nächsten Ecke stehen zu bleiben und uns über dem Stadtplan zu orientieren. Die Inderin erreichte uns und stellte fest „you are from Germany“ – „how do you know?“ Sie könne auch ein paar Worte Deutsch: „Hallo, ich bin das Fräulein…..and then the name follows“ und verschämt verschwand sie in einem Innenhof. Wow! Das hätten wir nicht erwartet. Überhaupt hatten wir bei dieser Straße auch schon mal einen Vater mit zwei wirklich winzigen Kindergartenkindern gesehen, an jeder Hand hing eins, und der Vater sang mit ihnen „Dil to pagal hai“ – süüüß! Wir bogen ab und sahen den wahrscheinlich einzigen Platz des wahrscheinlich einzigen Fußballvereins Mumbais, gegenüber eine sehr gepflegte Privatschule. Später gingen wir auf einer ruhigeren Straße zwischen der Universitäts-Kricketwiese und der Mumbai University bzw. dem High Court entlang nach Norden. Nach einem friedlichen Fußmarsch bogen wir dann wieder ab und standen im prallen Leben, zwischen Ständen, Händlern, Kunden, Hunden, Fahrrädern, Mopeds, Gullideckeln, losen Steinen, zur Abholung zusammengekehrten Müllhaufen (ja, in Mumbai gibt es richtige Müllabfuhr-Wagen!) und im ganz normalen Verkehrsgeräusch: Stimmengewirr, Fahrradklingeln, Automotoren, verschiedene gleichzeitig oder sofort nacheinander ertönende Hupen… und nachdem wir mal wieder unter Lebensgefahr eine breite Straße überquert hatten, standen wir vor dem General Post Office Mumbais.
Ein altes Gemäuer, imposant und viktorianisch. Im Inneren eine immens große und hohe Halle. Am Eingang fanden wir eine große Tafel, darauf konnte man nachsehen, welcher der an die 80 Schalter wofür zuständig war. In der Mitte der Halle waren etwa 10 Schalterstellen in einem Kreis angeordnet, dort gab es Briefmarken. Pro Postkarte nach Germany 8 Rupien, also 16 Cent. Das ist mal was, woran sich unsere Post orientieren sollte! Nun suchten wir uns einen Tisch, in dessen Mitte eine Schale mit Kleister stand, und durften alle Briefmarken selbst auf der Rückseite vorsichtig und nicht zu dick einkleistern und aufkleben. Nun musste nur noch der Schalter gefunden werden, wo man die Postkarten abgeben und zusehen kann, wie sie abgestempelt werden – ich hatte nämlich mehrmals gelesen, dass man die Post lieber nicht in einen Briefkasten werfen solle, weil sich schon mal der eine oder andere Postangestellte einen lukrativen Nebenjob durch Ablösen und Weiterverkaufen von Briefmarken verschafft hätte. Schalter 2 war richtig, und die Dame dahinter stempelte brav alle unsere Postkarten. Übrigens waren die meisten Postkarten schon nach einer Woche in Deutschland angekommen.
Auf dem Weg zum Times of India Gebäude kamen wir also auch an dem berühmten viktorianischen Bahnhof vorbei, aber hineingehen wollten wir nicht. Zwei „Frauen“ so alleine mitten im Gedrängel, und überhaupt ist das in jeder Stadt mit den Bahnhöfen so eine Sache…. Lieber sind wir durch die Unterführung auf die andere Straßenseite gegangen und in den Planet M. Hier war wirklich einer. Taschen und Rucksäcke mussten abgegeben werden, und wir stöberten begeistert in den Regalen. Leider leider konnte ich meine heimische Sammlung nur mit 5 DVDs ergänzen, davon hatte ich zwei schon in einer anderen Version zu Hause. Die alten Filme auf meiner Liste gab es auch hier bedauerlicherweise nicht, dafür aber eine Menge Soundtracks. Von den Filmen, die wir im Kino gesehen hatten oder sehen wollten haben wir uns gleich welche mitgenommen, wenn es Kassetten gab dann lieber die, für 1 Euro die Kassette. CDs waren dann schon teurer, wobei 30 Euro für 5 DVDs, 2 CDs und 2 Kassetten nun wirklich kein Grund zum Jammern sind! Dort gab es auch internationale Filme und MusikCDs, Computerspiele…. Zahlen konnte ich mit Kreditkarte, und anschliessend setzten wir uns oben auf die Galerie und gönnten uns noch ein Getränk.
Und dann wollten wir noch einmal ins Kino, diesmal hätten wir uns gern Dhamaal angesehen. Und schon hatten wir ungewollterweise einen kleinen Stadtführer, so 7 oder 8 Jahre alt, der flott vor uns her schritt und sich regelmäßig zu uns umdrehte „ five minutes“ – „four minutes“ – und sich an einer Bushaltestelle grinsend über die „tourists, for Goa, you see?“ mokierte, die er stets an den großen bunten Rucksäcken erkennen könne. Schliesslich waren wir am Metro Cinema angekommen, das auch ziemlich modern und groß aussieht. Wir belohnten unseren Führer mit einigen Lollies und Rupien, und studierten dann die Vorführungszeiten. Schade, Dhamaal lief nur noch einmal täglich, und die Vorführung war schon vorbei. Bhool Bhulaya fand ich jetzt nicht unbedingt den tollen Film für Lydia, er ist ja das Remake des Tamil Films „Chandramuki“ und den kenne ich …. Also beschlossen wir, es „zu Hause“ beim Inox Cinema zu versuchen, und nahmen den doch etwas längeren Rückweg in Angriff. Fast die komplette Strecke war ein Kleidermarkt. Was es da alles gibt! Zweimal haben wir zum „tourist special price“ eingekauft, für Lydia ein Oberteil (eine Wäsche hat es schon überstanden) und für meinen Sohn zu Hause, der während des Urlaubs Geburtstag hatte, eine coole Cap.
Mittlerweile war es Nachmittag, und ich war der Ansicht, dass meine Tochter endlich mal wieder was essen müsse. Wir fanden auch einen Laden, über dem stand „Croissant“ und das lockte Lydia dann doch. Sehr lecker schokoladig ist alles, was es da so gibt! Und dann endlich waren wir am Inox, aber auch hier konnten wir nur noch wählen zwischen Laaga Chunari Mein Daag, den wir ja am Vortag schon gesehen hatte, und Bhool Bhulaya. Also doch der Gruselfim….. Die Hindiversion ist allerdings deutlich alberner und sehr an die momentanen Vorlieben des Publikums adaptiert (aber hält sich durchaus auch an die Rahmenhandlung der Vorlage), und ist deshalb weniger gruselig – es ist halt nicht leicht, eine gruselige Komödie zu machen, denke ich mir *diese Inder* Als wir rauskamen um 20 Uhr war es draussen natürlich schon Nacht, aber Mumbai schläft ja nie. (Selbst um Mitternacht haben wir noch Bauarbeiter in Aktion gesehen.)
Ein schönes Abendessen im Cafe Leopold ist auch immer wieder was Feines. Lydias Lieblingskellner hatte diesmal wieder mal etwas mehr Zeit, und plötzlich schrieb er mir seine Handynummer auf, ich solle da mal anrufen, keine Angst, ein Anruf ist nur 2 Paise. Na gut – aha, es machte nicht tuuuut tuuuuut sondern man hörte einen Hindi Movie Song! Nett! Dann kam der Kellner wieder an unseren Tisch und grinste und sagte eine Telefonnummer auf, das sei wohl meine Nummer…. Moment, die wollte ich doch aufschreiben, ich dachte nämlich an Rahul, den Landkartenverkäufer mit seinen Schuhputzerträumen …. Und tatsächlich, ich hatte in der Nummer, die ich ihm gegeben hatte, einen Zahlendreher! Ich kann gar nicht sagen, wie ich mich über diese Entdeckung gefreut habe, denn jetzt wusste ich wenigstens: Rahul hatte wirklich versucht mich anzurufen, sonst hätte er ja nicht wissen können, dass mit der Nummer was nicht stimmt, und außerdem wollte er ja anrufen um aus Dankbarkeit noch mal eine kleine Stadtführung mit uns zu machen woraus ich doch eigentlich schließen konnte, dass er mich nicht um mein Geld betrügen wollte sondern wohl wirklich ernsthaft eine Schuhputzlizenz beantragt haben dürfte.
Ich schickte Mangesh noch mal eine SMS, weil ich doch versuchen wollte, noch Autogramme zu bekommen: Hi, Ruth here. Since there are only 2 days left we thought about visiting fam Juhu beach on Tuesday. May we come to office for coll. autographs? Best Regards! Seine Antwort kam umgehehend: Since I had to come to Kolkatta today morning with Boss…will be here until dayafter…will call u one am in Mumbai…regards Nun, dann würde es wahrscheinlich nicht mehr klappen…schade.
Abends im Bett meinte Lydia dann plötzlich, wenn sie an zwei bestimmte Szenen aus Bhool Bhulaya denken würde, könnte sie fast ein bisschen Angst bekommen…. Aber dann ist sie doch gleich eingeschlafen (hier zu Hause hört sie unglaublich gern den Titelsong davon an … hare Krishna hare Ram…)
Jetzt endlich wollten wir Dhamaal ansehen, deswegen waren wir am Vormittag ganz brav auf unserem Zimmer, denn die Vorführung, die einzige des Tages, sollte um 13 Uhr im Regal Cinema, also ganz in der Nähe des Hotels, sein. Am Frühstückstisch allerdings fertigten wir mit kunstvollen Gemälden *naja* ein Geburtstagsfax für Lydias Bruder an. Sowieso haben wir jeden Tag per SMS ein Lebenszeichen nach Hause geschickt, von der Familie aber nie eine Antwort bekommen, was hieß, dass zu Hause alles in Ordnung war. Das dicke Geschenk fürs Geburtstagskind durfte ja dann die Oma überreichen…
Dann suchten wir uns ein Internetcafe, denn der Computer im Hotel wollte mal wieder nicht funktionieren. Glücklicherweise half uns ein Junge, so ungefähr 16 Jahre alt (den wir abends wieder sahen, da tat er uns sehr leid, denn offensichtlich hatte er ein Drogenproblem), das Cafe zu finden, alleine wären wir wohl sicher daran vorbeigelaufen. Von außen sah man nämlich nur eine Telefonzelle, die in einem schmalen Hauseingang stand, und daneben war ein enger Spalt – durch den musste man gehen und stand in einem winzigen Kämmerchen vor einem langen Tisch mit mindestens 8 PCs. Unsere Ankunftszeit wurde in ein dickes Buch eingetragen, und Lydia schickte ihrer Freundin mal wieder eine eMail. Und ich checkte bei Air India, ob unser Rückflug auch nicht verschoben worden war. Dann bezahlten wir unsere 26 Rupien Gebühr und machten uns auf den Weg zum Kino.
Das Regal Cinema scheint früher mal ein Theater gewesen zu sein, aber Bild und Ton waren prima, die Eintrittskosten betrugen die Hälfte von denen im Inox. Wir hatten ziemlich was zu Lachen! Danach wollte mein Töchterchen mal einen indischen McDonalds ausprobieren, der war ja nur ein paar Schritte weiter. War auch lecker, sie hatte einen Chickenburger und ich einen Burger mit Fisch.
Nun, so gegen Ende des Urlaubs, waren wir auch nicht mehr ganz so zurückhaltend mit unseren Einkäufen. Ein Flötenverkäufer kam uns ganz gelegen, und Lydia testete verschiedene Modelle, bis sie sich für eine Holzquerflöte entschieden hatte (zu Hause spielt sie ja auch Querflöte). Ihr Lehrer war übrigens sehr begeistert von der Qualität der Flöte und schätzte den Preis, den sie hier bei uns gekostet hätte, auf gegen 50 Euro. Wir hatten nur 3 Euro bezahlt, und ich bedauere es jetzt, nicht noch eine Flöte mitgebracht zu haben! Wir beglückten noch einen Luftballonverkäufer mit Umsatz und strebten dann dem Colaba Market zu, um uns noch einmal ein paar Bangles zu kaufen. Vom Obst-Opa noch ein paar Bananen – die Inflation muß in Indien auch sehr schlimm sein, hatten wir 4 Tage vorher noch für 10 Rupien sechs Bananen erhalten, waren es nun nur fünf Stück. Ich drohte Opa lächelnd mit dem Finger, was dieses Schlitzohr sehr gefreut hat! Danach suchte sich Lydia in bewährter Gründlichkeit noch DIE Stofftasche aus an einem Stand.
Dann trafen wir auf Rahul, der wieder mal mit seinen Landkarten unterwegs war, und plauderten ein wenig mit ihm bei einem Tee. Und wieder *jaja* hatte er eine Geldfrage…. In Mumbai war nämlich das Navrati-Festival jeden Abend oder besser jede Nacht in vollem Gange, und Rahul als Nordinder hätte zu gern mal getanzt. Von anderen Touristen hatte er ein paar von diesen Dandya-Sticks erhalten, die gab es bei einem speziellen McDonalds Menu kostenlos dazu. Nur wollte Rahul doch gern ein schickes, traditionelles Hemd tragen zum Tanzen…Nicht hier in Colaba, an einem anderen Ort. (Wohl verliebt, der junge Mann?) Ob ich ihm nicht noch mal ein bisschen Geld geben könne? 100 Rupien habe er ja selbst… Na schön. Wie ich eben nun mal bin, hab ich ihm gnädigst 4 Euro in Rupien gegeben. Und mir noch mal versprechen lassen, dass er mir ein Foto von seinem Schuhputzer-Laden zumailt – und bitte in einigen Jahren noch eins, wenn er einen dicken Bauch, ein großes Auto, ein großes Haus und eine große Familie habe! Dankbar revanchierte er sich, indem er uns einem seiner Freunde vorstellte. Der hatte nämlich einen Stand mit den verschiedensten und schönsten Elefantenfiguren, und wir bekamen einen fairen Preis. Dann wollten wir noch ein bisschen den Causeway entlanglaufen, und kamen dabei dem Cafe Leopold näher – da verabschiedete sich Rahul unvermittelt und sehr kurz. Wir haben ihn danach auch leider nicht mehr wieder gesehen. Warum?
Vor dem Cafe standen etliche Polizisten! Das Cafe sah auch sehr voll aus, aber die Kellner hatten uns gleich entdeckt und uns zu einem Tisch geführt. Und verrieten uns, warum die Polizei hier war: an einem der Tische saßen australische Kricketspieler, denn am Mittwoch sollte Indien gegen Australien in Mumbai spielen. Wir beobachteten, wie Autogrammwünsche vom Manager des Cafes abgewiesen wurden, verspeisten in aller Ruhe unser Abendessen und fragten uns nur, ob wir jemals Ajays Autogrammkarten bekommen würden.
Noch kurz zwei Kleinigkeiten erworben, und dann ging es wieder zum Hotel. Abends wollten wir uns nämlich auch mal das Navrati-Festival ansehen, allerdings nur hier im Stadtteil. Dort ging es natürlich nicht so pompös und glamourös zu wie anderswo, aber alleine trauten wir uns dann auch nicht, irgendwohin zu fahren und zu gucken. Auf dem Marktplatz war eine kleine Bühne mit einer Götterfigur aufgebaut, es spielte Musik und jemand trommelte. Um 21 Uhr begann der Priester mit der Zeremonie, und viele Menschen waren da, die mitsangen und sich den Segen geben ließen. Richtige einfache, gläubige Hindus, die Frauen in schönen Saris, die Kinder mit größtenteils selbstgebastelten Tanz-Sticks. Ein älterer Mann, dessen Augen man ansehen konnte, dass er „was genommen“ haben musste, lief an der Versammlung vorbei, verbeugte sich kurz und fasste sich an die Ohrläppchen – offensichtlich schämte er sich seines Zustands. Wir blieben fast zwei Stunden stehen und sahen noch eine Zeit lang zu, wie die Frauen und Kinder singend um die Bühne tanzten. Dann war Lydia müde, und wir gingen „heim“ ins Hotel.
Wenn du noch einmal behauptest, du hättest nichts erlebt, dann weiss ich ja nicht.... 1Sauer Ich habe manchmal das Gefühl, ich wäre dabei gewesen. Es mag vielleicht auch daran liegen, dass mir ja einiges auch passiert ist.....und reingefallen bin ich ja auch....aber es war ein Superladen....mit 50 Angestellten, wo mir der Chef das Fell über die Ohren gezogen hat. 1Sauer
Also, meinen Schätzungen nach dürfte es etwas weniger als 12 Stunden richtig hell gewesen sein. Kurz nach 6 Uhr morgens zumindest war es nicht mehr dunkel (aber in Mumbai ist es nie richtig dunkel) und abends ging die Sonne auch ungefähr um 6 Uhr unter. Die Papageien kamen immer so ab 7 oder halb 8 Uhr morgens ans Fenster, aber Papageien sind ja auch keine Hühner und dürfen deshalb sicher ein bißchen später wecken 1gruebel